Der folgende Text wurde 1946 in Stalingrad bei Aufräumarbeiten in verschütteten Kellern gefunden. Er befand sich in der Brieftasche eines unbekannten toten deutschen Soldaten, der ihn wohl selbst geschrieben hatte. Ein bei den Arbeiten eingesetzter Kriegsgefangener nahm das Blatt an sich und brachte es 1953 mit nach Deutschland.
Erscheinen meines Gottes Wege
mir seltsam, rätselhaft und schwer;
und gehn die Wünsche, die ich hege,
still unter in der Sorgen Meer;
will trüb und schwer der Tag verrinnen,
der mir nur Sorg und Leid gebracht,
dann darf ich mich auf eins besinnen:
dass Gott nie einen Fehler macht.
Wenn unter ungelösten Fragen
mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,
an Gottes Liebe will verzagen,
weil sich der Unverstand erhebt,
dann darf ich all mein müdes Sehnen
in Gottes Rechte legen sacht
und sprechen unter vielen Tränen:
dass Gott nie einen Fehler macht.
Drum still, mein Herz, und lass vergehen,
was irdisch und vergänglich heißt.
Im Lichte droben wirst du sehen,
dass gut die Wege, die Er weist.
Und solltest du dein Liebstes missen,
ja geht's durch finstre, kalte Nacht,
halt fest an deinem sel’gen Wissen,
dass Gott nie einen Fehler macht.
Ich stand dabei und beobachtete wie ein Mensch stirbt. Es war wie ein Schwert, das aus seiner Scheide gezogen wird. Das Schwert veränderte sich nicht, die Scheide blieb einfach leer zurück.