Nach Ramakrishnas Tod bildete sich langsam in einem Wachstumsprozess eine Gemeinschaft aus seinen Schülern. Daraus entstand der Ramakrishna-Orden, dessen Hauptsitz (BelurMath.org) in einem Vorort von Kalkutta liegt. Der Orden ist bei der Gründung von Zweigstellen im Vergleich zu anderen Organisationen äußerst zurückhaltend.
Vivekananda hatte 1896 Deutschland bereist und dort in Kiel den Philosophen und Sanskritisten Paul Deussen getroffen. Vivekananda hatte sich einiges von dem Treffen erhofft, Deussen hingegen war vor allem an der Mehrung des eigenen Ruhms interessiert und stand dem indischen Besuch skeptisch gegenüber. So kam es nicht zu öffentlichen Vorträgen von Vivekananda hierzulande.
Trotzdem erschien bereits 1901 Vivekanandas Buch „Karma Yoga: Der Weg zur Vollkommenheit durch Werke“ im Leipziger Lotus-Verlag. Esoterische Zeitschriften brachten außerdem Übersetzungen von Artikeln von Swami Abhedananda, einem von Vivekanandas Mönchsbrüdern. 1912 hielt ein Schüler Vivekanandas, Swami Paramananda, einige Vorträge in Deutschland. 1921 erschien im Rikola-Verlag Wien „Sri Ramakrishna. Der letzte indische Prophet“ von Dr. Carl Vogl, einem evangelischen Pfarrer. 1930 folgte im Rotapfel-Verlag „Der Götter-Mensch Ramakrishna und das Universale Evangelium des Vivekananda: eine Untersuchung über Mystik und Tat des Lebendigen Indien“ des Literaturnobelpreisträgers und Pazifisten Romain Rolland (übersetzt aus dem Französischen).
Das offensichtliche Interesse an Ramakrishnas Gedankengut bewegte den Ramakrishna-Orden, einen seiner besten Mönche nach Deutschand zu senden, Swami Yatiswarananda. Dieser eröffnete 1933 in Wiesbaden ein Vedanta-Zentrum.
Der Swami reiste viel herum, besonders oft war er in der Schweiz. Seine Lehrtätigkeit betrieb er auf englisch – ein Interesse daran, deutsch zu lernen, hatte er offenbar nicht.
In Wiesbaden gab es auch einmal Besuch von SS-Leuten, welche die vorhandenen Sanskrit-Bücher als „Judenschriften“ beschlagnahmten. Nach einiger Zeit brachten sie die Bücher aber wieder zurück, da die Prüfung ergeben hatte, dass es sich um „arische“ Schriften handelte. Hierdurch wurde dem Swami der Ernst der Lage klar, vor allem da er als Inder einen englischen Pass hatte. 1938 verließt er Deutschland via Schweden in die USA. In den 1950-er Jahren kam er noch einmal kurz zurück, um seine Schüler zu besuchen, übernahm dann aber in Indien leitende Aufgaben des Ordens.
Einer seiner wichtigsten Schüler aus der Zeit der 50-er Jahre war der Hamburger Überseekaufmann Kurt Friedrichs. Friedrichs wurde später eine prominente Figur in der deutschen Vedanta-Szene durch seine Vorträge und Publikationen. Er versuchte vergeblich, den Orden zu bewegen, wieder einen Swami nach Deutschland zu senden. Der Ramakrishna-Orden war wohl schockiert darüber gewesen, dass einer seiner besten Leute aus Deutschland hatte fliehen müssen. Alle weiteren Anfragen nach einen Swami wurden abgewiesen.
Die alte Schülergruppe von Swami Yatiswarananda zerfiel. Erst nachdem Swami Ritajananda, der ab 1961 das französische Ramakrishna-Zentrum leitete, regelmäßig nach Deutschland kam, entstand wieder eine neue Gruppe von Interessenten. Von dessen Schülern wurde 1996 ein Seminarhaus im Westerwald erworben. Dort fanden regelmäßig Seminare statt, meistens mit Swamis aus Frankreich, England oder Holland.
Erst 2004 entsandte der Ramakrishna-Orden mit Swami Baneshananda einen Swami nach Deutschland, der Leitung dieses Hauses übernahm. 2006 wurde ein weiterer indischer Mönch, Swami Bhaswatananda, vom Orden nach Deutschland entsandt, der jedoch nach einigen Jahren in das Vedanta Center in Washington, USA, übersiedelte. Das einsame Haus im Westerwald war nicht ganz nach dem Geschmack von Sw. Baneshananda, der 2009 zusätzlich ein Haus im Großraum Frankfurt erwarb. Dies wurde nach einigen Jahren aber wieder verkauft. Dem Swami gelang es schließlich, in Berlin ein Zentrum als Neubau nach seinen Plänen bauen zu lassen. Dieses Zentrum wurde im Spätsommer 2023 eingeweiht.1896 hielt sich Vivekananda nach seinem Deutschlandbesuch kurz in den Niederlanden auf, ohne jedoch Vortäge zu geben. Nachdem Swami Yatiswarananda 1933 in Wiesbaden ein Vedanta-Zentrum eröffnet hatte, betreute er auch Interessenten in den Niederlanden und hielt Vorträge in Den Haag. Nach dem Krieg besuchten die holländischen Vedanta-Interessenten zunächst die Ramakrishna-Zentren in Frankreich und England. Swami Ranghanathananda, ein durch seine Vorträge in ganz Indien hochangesehener Mönch, besuchte in den 1970-er und 1980-er Jahren regelmäßig die Niederlande, was zum Aufbau einer festen Gruppe führte.
1990 entsandte der Orden Swami Chidbhasananda in die Niederlande. Im Amsterdammer Vorort Amstelveen kauften die Vedanta-Freunde ein Eckreihenhaus (etwas größer als ein Reihenhaus, dafür aber ohne Garten), worin das Vedanta-Zentrum eingerichtet wurde. Swami Chidbhasananda hielt seine Vorträge auf englisch. Seine rechte Hand wurde Douwe, ein junger Holländer, Schüler von Swami Ritajananda. Ohne Douwe wäre der Aufenthalt des Swamis kaum praktikabel gewesen. Ende der 90-er Jahre ließ die Gesundheit des Swamis nach, er ging zurück nach Indien und starb dort. Swami Sarvatmananda, vom Typ her recht anders als sein Vorgänger, wurde 2000 als Nachfolger vom Orden nach Holland gesandt. Douwe lebte weiterhin im Haus als Assistent.
2014 kehrte Sw. Sarvatmananda aus gesundheitlichen Gründen nach Indien zurück, wo er ein Jahr darauf starb. 2014 übernahm Swami Sunirmalananda die Leitung des Hauses. 2020 wurde das Haus in Amstelveen verkauft und das Vedanta Zentrum zog in eine ehemalige Kirche mit Gemeindehaus in der Provinz Drenthe.
Obwohl Swami Vivekananda viele Vorträge in England gehalten hatte und einige englische Schüler hatte, gelang es ihm nicht, dort ein Vedanta-Zentrum aufzubauen. Erst 1934 wurde unter Leitung von Swami Avyaktananda in London ein solches schließlich gegründet. Doch der Ramakrishna-Orden hatte kein Glück mit diesem Swami, denn der begann sich für den Kommunismus zu begeistern. Wegen dieser politische Ausrichtung zerbrach die Beziehung zum Mutterkloster in Indien. Swami Avyaktananda zog mit seinen Schülern in den Londoner Vorort Bath, nannte seine Gruppe „The Vedanta Movement“ und lehrte „Spiritual Communism“.
Der Ramakrishna-Orden sandte dann 1948 Swami Ghanananda nach London, um noch einmal ein neues Vedanta-Zentrum des Ordens aufzubauen. Einer seiner Schüler wurde der Deutsche Hans Torwesten, der sechs Jahre in dem Zentrum verbrachte. Torwesten verfasste später in Deutschland zahlreiche Werke über den Vedanta und eine große Ramakrishna-Biographie.
Nach dem Tod Swami Ghananandas übernahm 1969 Swami Bhavyananda die Leitung des englischen Vedanta-Zentrums. Der Rummel in London war ihm jedoch zu viel. Er verkaufte das Gebäude — heute ist dort eine ausländische Botschaft ansässig — und zog 1977 mit dem Zentrum nach Bourne End, Buckinghamshire, 40 km nord-westlich von London, in ein idyllisches Anwesen, das einst Edgar Wallace gehört hatte. Nach Swami Bhavyanandas Tod 1993 übernahm Swami Dayatmananda die Leitung des Hauses. Inzwischen ist er nach Indien zurückgekehrt und andere Swamis haben die Leitung des Zentrums übernommen.
Swami Vivekananda sprach passabel französisch, hatte Paris mehrmals besucht und dort einige Vorträge gehalten. Später organisierte Swami Abhedananda eine Vedanta-Gruppe in Paris, die allerdings keinen bleibenden Bestand hatte. Mit Romain Rolland schrieb schließlich ein weltbekannter französischer Autor 1929 eine viel beachtete Biografie Ramakrishnas. 1932 erschien eine weitere Ramakrishna-Biographie, „Le visage du silence“ von Dhan Gopal Mukherjee. Außerdem brachte der in Frankreich bekannte Schriftsteller Jean Herbert französische Übersetzungen von Vivekanandas Werken heraus. Nachdem Swami Yatiswarananda sich in Deutschland niedergelassen hatte, kam er gelegentlich, um Vorträge zu halten. 1936 wurde im Musée Guimet der hundertste Jahrestag von Ramakrishnas Geburt mit einer Feier gewürdigt, eine weitere Feier fand später an der Sorbonne zu Ehren Vivekanandas statt. Beide Feiern hatte der Orientalist Prof. Paul Masson-Ourselan organisiert, wichtige interessierte Personen wie Jean Herbert, Josephine MacLeod (eine einflussreiche Schülerin Vivekanandas) und Swami Yatiswarananda nahmen daran teil. Bei der zweiten Feier wurde ein Brief an das Mutterkloster des Ordens verfasst mit der Bitte um einen Swami für Frankreich.
Der Orden entsprach dieser Bitte und 1937 kam Swami Siddheswarananda in Frankreich an. Doch von den begüterten Herren, die den Bittbrief unterzeichnet hatten, fühlte sich keiner angesprochen, um den Swami aufzunehmen. Monsieur und Madame Marcel Sauton nahmen ihn erst einmal provisorisch in ihrer kleinen Pariser Stadtwohnung auf. Aus dem Provisorium wurde ein Dauerzustand. In der kleinen Wohnung hielt der Swami Vorträge und Privatgespräche. Marcel Sauton wurde seine rechte Hand. Der Swami entstammte dem königlichen Geschlecht des Maharadschas von Cochin (dieser war sein Onkel), und er war ein kultivierter und charmanter Mann. Er sprach bald erstaunlich gut französisch mit der in Frankreich so geschätzten intellektuellen Brillianz. Verschiedene Augenzeugen berichteten mir außerdem, dass der Swami die Gabe hatte, seinen Gesprächpartnern aufrichtig zu zeigen, dass er sie und ihre Anliegen wichtig nähme. Die Vorträge des Swamis wurden von Marcel Sauton in Buchform herausgegeben und haben sich zu Klassikern entwickelt, die immer noch im Handel sind.
Dann kam der Krieg. Da der Swami einen englischen Pass hatte, floh er zuerst in die von den Deutschen nicht besetzte Zone. Als auch diese von Deutschen besetzt wurde, blieb er zuerst unter Lebensgefahr bei Freunden versteckt und entging knapp einer Verhaftung. Durch Mitwirkung von Freunden konnte ihm jedoch bald ein spezieller, von den Deutschen anerkannter Pass ausgestellt werden, in dem seine Nationalität als „Hindu“ angegeben war. Damit durfte er sich in zwei Departements frei bewegen und konnte seine Vortragstätigkeit wieder aufnehmen. 1945 starb Marcel Sauton an Krebs und der Swami kehrte nach Paris zurück. In Paris wurde der Vedanta-Gruppe ein größeres Erbe zuteil, es heißt, eine Hotelbesitzerin, die im sterben lag, hatte eine Vision eines Unbekannten gehabt, den sie als Ramakrishna identifizierte, und sich daraufhin für eine Geldspende an die Vedanta-Gruppe entschied.
1948 wurde vom Swami und seiner Vedanta-Gruppe ein herrschaftliches (wenn auch durch den Krieg heruntergekommenes) Landhaus mit entsprechendem Grundstück 30 km süd-östlich von Paris in der Ortschaft Gretz-Armainvilliers bezogen. Es wurde „Centre Védantique Ramakrishna“ getauft; Madame Sauton wurde ganz natürlich die Managerin, inzwischen wurde sie von den anderen „Mamaji“ genannt. Das Zentrum blühte auf, ständig waren Gäste da und am Wochenende kamen viele Pariser. Doch 1953 hatte der Swami einen ersten Herzinfarkt und 1957 starb er, erst 59 Jahre alt. Aus Indien waren schon vorsorglich 1956 zwei Swamis geschickt worden um ihn zu ersetzen, doch diese waren nicht nach dem Geschmack von Mamaji. Nach dem Tod von Swami Siddheswarananda machte sie ihnen die Hölle heiß, so dass sich beide nacheinander gezwungen sahen das Zentrum zu verlassen. Einer dieser Swamis war Swami Nityabodhananda, der schon viel Energie in das Erlernen der französischen Sprache investiert hatte; er ließ sich 1958 in Genf nieder. Die Erfahrung in Gretz muss für ihn jedoch traumatisierend gewesen sein, denn obwohl er später häufig in Paris weilte, hat er nie wieder das Gretzer Vedanta-Zentrum betreten.
Dann begann eine Zeit des Verfalls. 1961 kam Swami Ritajananda. Er wurde ebensowenig akzeptiert, wie seine beiden Vorgänger, aber er hielt durch. 1963 starb Mamaji und ihre Anhänger verließen das Zentrum. Sie mussten teilweise ausbezahlt werden und ein Teil des Grundstück wurde verkauft. 1966 erhielt der Swami einen Assistenten, den aus der angesehenen amerikanischen Yale-Familie stammenden Swami Vidyatmananda. Es kamen wieder mehr und mehr Besucher, jetzt aber nicht nur aus Frankreich, sondern auch aus anderen europäischen Ländern und aus Amerika. Zu Festtagen waren oft 150 Gäste anwesend und 10 bis 17 Personen lebten ständig im Zentrum, auch wenn es da eine gewisse Fluktuation gab. Neben einem großen Gemüsegarten wurden zusätzlich etwa ein dutzend Kühe gehalten. Zwei der jungen Männer, die im Zentrum lebten, wurden schließlich selbst Swamis, wobei allerdings einer inzwischen wieder den Mönchsstand verließ, aus dem Orden ausgetrat und heiratete. Swami Ritajananda starb 1994, Swami Vidyatmananda 2000. Inzwischen haben andere Swamis die Leitung des Hauses übernommen.
1956 wurde Swami Nityabodhananda als Nachfolger des kranken Sw. Siddheswarananda zum französischen Centre Védantique entsandt. Doch nach dem Tod von Siddheswarananda wurde ihm dort das Leben zur Hölle gemacht und er ergriff die Flucht. Er wurde von einem Dr. Baumann nach Genf eingeladen. Dort gründete er 1958 eine Vedanta-Vereinigung. Wohl weil Genf Sitz wichtiger UNO-Behörden ist und international einen guten Ruf hat, akzeptierte das Mutterkloster des Ramakrishna-Ordens das Genfer Vedanta-Zentrum als Zweigstelle, auch wenn aus der dortigen Bevölkerung keine Nachfrage nach einem Ramakrishna-Swami gekommen war.
Neben der üblichen Vortragstätigkeit und dem Verfassen einiger Bücher schrieb der Swami schließlich eine Doktorarbeit zum Thema „Das Konzept der Maya im indischen Gedankengut und das Thema des Absurden bei Albert Camus“ und promovierte damit an der Pariser Sorbonne. Es gelang ihm auch, eine Art Landhaus im Genfer Vorort Corsier als Vedanta-Zentrum bauen zu lassen. Er hatte einige Schüler die felsenfest zu ihm hielten — trotzdem gab es riesige persönliche, gesundheitliche und finanzielle Probleme. Die Situation wurde schließlich unhaltbar, so dass einer seiner Schüler 1987 den Orden bat, nach dem Rechten zu sehen.
Swami Amarananda war 1986 zum französischen Centre Védantique Ramakrishna in Gretz gesandt worden, um gegebenenfalls Nachfolger des schon alten Swami Ritajananda zu werden. Amarananda war in Gretz noch relativ abkömmlich und sprach inzwischen französisch, darum war er die natürliche Wahl, in Genf nach dem Rechten zu sehen und dem dortigen Swami behilflich zu sein. Bald nach seiner Ankunft in Genf wies der Orden Swami Nityabodhananda an, nach Indien zurückkehren. 1992 starb er dort. Amarananda wurde zum Leiter des Genfer Zentrums bestimmt. Doch die Rechnung war ohne die Schweizerische Bürokratie gemacht worden, die sagte, man hätte genug eigene Mönche und bräuchte keinen indischen Mönch. Amarananda wurde keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erteilt. Nityabodhananda hatte dieses Problem umschifft, indem er sich nicht als Mönch, sondern als „Professor“ ausgegeben hatte. Leider war dementsprechend sein mutmaßliches Einkommen geschätzt worden und er hatte absurde Einkommenssteuern zu zahlen gehabt. Das wollte Amarananda nicht mitmachen. Der Fall ging bis in höchste Regierungsstellen. Der Schweiz wurde über diplomatische Wege mitgeteilt, dass es wohl Schwierigkeiten für Schweizer in Indien geben würde, wenn diesem Mönch keine Aufenthaltsgenehmigung erteilt würde. Das wirkte, und Amarananda erhielt eine außerordentliche Aufenthaltsgenehmigung als Mönch.
Das Landhaus in Corsier mit traumhaften Blick über den Genfer See empfand er jedoch bald als goldenen Käfig, weil es zu weit von der Stadt entfernt lag. Ende der 1990-er verkaufte er das Haus und zog mit dem Vedanta-Zentrum in ein leicht zu erreichendes Mehrfamilienhaus am südlichen Stadtrand von Genf.